|
Kurz nach dem 1. Weltkrieg -
1919 - übernimmt Berthold Kleinewig die Leitung des Orchesters. Es
gelingt ihm über Jahrzehnte, für ein hohes musikalische Niveau zu
sorgen. Über ein halbes Jahrhundert ist er tragende Säule und
ruhender Pol zugleich: Berthold Kleinewig und die Janitscharen-Kapelle
sind eins.
Roland Riesen würdigt in seiner Festrede zum
150jährigen Bestehen der Janitscharen-Kapelle die Leistungen Berthold
Kleinewigs mit den Worten:
"Sicher an erster Stelle ist ein Mann zu
nennen, der die musikalische Leitung von 1919 bis 1974 innehatte.
Berthold
Kleinewig dirigierte die Janitscharen mehr als 50 Jahre. Für sein
musikalisches Lebenswerk - er leitete neben den Janitscharen auch noch den
Männergesangsverein "Sylvania", komponierte und arrangierte das
eine oder andere Musikstück - wurde ihm 1972 das Große Verdienstkreuz am
Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen. Wir können heute
nicht ermessen, wie vielen Musikern er die ersten Töne beigebracht hat.
Ich persönlich kann mich noch genau erinnern: Wir wohnten bis Anfang der
60er Jahre in der Hüttenstraße, unterhalb des Sportplatzes - genau gegenüber
des ehemaligen Elektrizitätswerks, für das Berthold Kleinewig zuständig
war. Mehrmals in der Woche - am späten Nachmittag, wenn so langsam der
Feierabend eingeläutet wurde, wurde das Summen der Turbinen ergänzt
durch die musikalischen Gehversuche des Janitscharen-Nachwuchses, häufig
unterbrochen von den gestrengen Ordnungsrufen des Herrn Kapellmeisters -
immer dann, wenn einmal ein nicht so ganz astreiner Ton aus Posaune,
Tenorhorn oder Trompete erklang oder aber es mit der richtigen Einteilung
haperte.
Die älteren Altenauer werden sich sicher noch
erinnern können, wie Berthold Kleinewig, bei jedem Wetter
bekleidet mit einem Gummimantel, auf seinem uralten Motorrad zu den
Konzerten fuhr. Nur eine einzige Situation war unserem Onkel Berthold
wichtiger als die Musik: Immer dann, wenn sich der Himmel über dem
Konzertgarten verdunkelte, und über den Harzer Bergen ein Gewitter
aufzog, ging es - auch während des Konzertes - mit drei knappen Worten
"Ich muss umschalten!" zurück in das E-Werk um bei einem
Blitzeinschlag die Stromversorgung in Altenau aufrecht zu erhalten.
Hochachtung vor soviel Pflichtbewusstsein!"
Das Foto zeigt
Berthold Kleinewig im Jahr
1972 beim 125jährigen Jubiläum. |