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Schon im Oktober
1927 hätte die Janitscharen-Kapelle in Altenau das Jubiläum ihres 80jährigen
Bestehens feiern können, da sie im Jahre 1847 gegründet wurde und damit
eines der ältesten Arbeiter-Hornistenchöre des Oberharzes ist. Der ungünstigen
Jahreszeit wegen verlegte man aber die Feier in den Sommer 1928. In
Altenau folgten die Janitscharen als zweite Musikkapelle dem bereits im
Jahre 1837 gegründeten Silberhütten Hornistenkorps.
Die Janitscharen-Kapelle war von Anfang an
eine ausgesprochene Waldarbeiterkapelle, während noch später auch von
den Bergleuten eine Musikkapelle gegründet wurde, die sich das
Trompeterkorps nannte.
Die Gründer der Janitscharen-Kapelle waren
die Waldarbeiter
-
Karl
Bruns, Fritz Kleinewig, August Ritter, August Riesen I, Christian
Trenkner, Wilhelm Denkler, August Riesen II, Karl Ehrenberg, Wilhelm
Ehrenberg, August Schulz, Christian Kleinewig, Hermann Kleinewig
und
Seifert (Vorname unbekannt).
Von den Gründern ist natürlich keiner
mehr am Leben, doch sind noch eine Anzahl ältere zu Ehrenmitgliedern
ernannte ehemalige Aktive vorhanden, nämlich: Wilhelm Kleinewig, Wilhelm
Ehrenberg, August Bruns, Louis Bruns, Louis Riese. Das älteste, seit 1882
und jetzt noch mitwirkende Mitglied ist Hermann Kleinewig.
Durch den Weltkrieg verlor die Janitscharen-Kapelle
fünf seiner Mitglieder, von denen drei, nämlich Karl Bruns, Willi Schulz
und Louis Hirschhausen im Felde blieben und zwei, Wilhelm Ehrenberg und
Hermann Riese, nachträglich als Kriegsverletzte in der Heimat verstarben.
Die Dirigenten waren ihrer Reihenfolge nach
von der Gründung ab bis jetzt:
-
Habich
(aus Clausthal),
-
Heine
(aus Lerbach),
-
Seldrecht
(aus Clausthal),
-
Mengler
(aus Altenau),
-
Ernst
Brüning (aus Altenau),
-
Richard
Küster (aus Altenau)
-
und
Berthold Kleinewig aus Altenau; der letzte dirigiert die
Kapelle seit 1919.
Besonders unter der Leitung des Herrn Ernst
Brüning (des Vaters des Herrn Kanzleiassistenten und Dirigenten des
Berghornistenkorps "Glückauf" Clausthal) nahm die Kapelle einen
hohen Aufschwung, bei dem sie sich auch bei den nachfolgenden Dirigenten
und bis auf den heutigen Tag behauptete.
Man hat sich bis in
die letzte Zeit den Kopf darüber zerbrochen, warum wohl die Altenauer
Waldarbeiterkapelle den Namen "Janitscharen" führen möge. Die
Erklärung dafür ist bald gegeben. "Janitscharen" ist eine aus
dem Türkischen stammende Bezeichnung, die zwei verschiedene Bedeutungen
hat. Die eine derselben können wir hier unberührt lassen; die andere
bezeichnet eine Musikkapelle, die nicht nur mit Blasinstrumenten, sondern
auch mit Schlagzeug besetzt ist. Auch alle Voll-Militärkapellen sind
"Janitscharen". Weil nun bei der Gründung der Altenauer
Waldarbeiterkapelle schon das Hüttenhornisten-Korps bestand, dieses aber
nur Blasinstrumente hatte, während die Waldarbeiterkapelle auch
Schlagzeug führte, so nannte man die letztere zur Unterscheidung die
"Janitscharen". Man könnte wohl, und auch mit Recht einwenden,
dass man ja die drei Kapellen in Altenau einfach nach ihrer Berufsart hätte
entscheiden und sie nennen können: Hüttenhornistenkorps,
Waldarbeiterhornistenkorps, Berghornistenkorps.
Diese
Unterscheidungsart war aber jedenfalls den lieben Altenauern zu langatmig
und sie nannten deshalb einfach die Korps so:
„Die
Hornisten“
(Hüttenleute),
„Die
Janitscharen“
(Waldarbeiter),
„Die
Trompeter“
(Bergleute).
Allerdings
hat
sich die Bergarbeiterkapelle nachträglich auch ein Schlagzeug zugelegt,
und wenn man es sehr genau nehmen wollte, so wäre auch sie jetzt eine „Janitscharenkapelle“.
Doch dürfte sie gern bei ihrer alten Bezeichnung "Trompeter"
verbleiben.
Acht
Jahrzehnte lang hat nun die Janitscharen-Kapelle in Altenau, gleich den
anderen Musikvereinen, nicht aus dem Streben nach materiellem Gewinn,
sondern "nach freien Rates freudigem Entschluss", wie
unser unvergessener Oberharzer Dialektdichter weil. P G. Schulz sagt, um des Edlen, das in der
Musik liegt, selbst willen, dieser Kunst und damit ihren Mitbürgern in
Freud und Leid gedient; sie hat bei Gottesdiensten in der Kirche Gott den
Allerhöchsten loben helfen; sie hat mit Fanfarenmärschen die jungen
Paare auf dem Weg zum Traualtar begleitet, und sie hat in wehmütigen
Weisen an den Gräbern der Freunde geweint und ihnen den letzten
Abschiedsgruß in die Gruft nachgerufen. Nimmt man noch hinzu, dass die
Janitscharen-Kapelle die erste war, die in den 1870er Jahren die ersten in
Altenau wohnungnehmenden Kurgäste durch ihre Weisen auf würdige Art begrüßte,
so kann die Kapelle, rückschauend auf die Vergangenheit, mit stolzer
Genugtuung von sich sagen, dass es ein umfassendes Gebiet ist, auf dem sie
sich in selbstloser Weise betätigt hat.
Nun
ist die Janitscharen-Kapelle, die ihre Entstehung ebenso wie die
anderen geselligen Musikvereine in Altenau, der bekannten Musik- und
Sangesfreudigkeit in dieser Bergstadt verdankt, die älteste Musikkapelle
dort, nachdem das Hüttenmusikkorps, das am 17. November 1912 noch sein
75jähriges Jubiläum beging – als natürliche Folge der Einstellung der
Silberhütte – sich längst aufgelöst hat.
Auch
dem Berghornistenkorps, den „Trompetern“ – möge dies, wie wir von
Herzen wünschen wollen, auch noch in weite Ferne gerückt sein – steht
zu gegebener Zeit dasselbe Schicksal bevor, wie dem Hüttenmusikkorps;
denn – wir sagen in diesem Falle leider! – tragen ja die ewig
unwandelbaren Naturgesetze des Harzes Wunsch, den er in seinem
Segensspruch ausdrückt „Es wachse das Erz!“ keine Rechnung und es
muss und wird die Zeit kommen, die auch den Eisenhütten- und Silberhüttenleuten
gekommen ist. Der Janitscharen-Kapelle aber droht aus solchen Grunde nicht
das gleiche Schicksal; denn sie hat es zum Troste, dass der andere Wunsch
unseres Harzer Segensspruches „Es grüne die Tanne!“ über ihrer
Zukunft leuchtet, und solange die Tanne im Harze grünt, wird es auch
Waldarbeiter in Altenau geben, die das von den Vätern übernommene ideale
Erbe weiterhegen und –pflegen werden. Das dem so sein möge, dazu der
Janitscharen-Kapelle ein herzliches Glückauf!“ |